Wer jetzt erfolgreich investieren will, braucht geopolitisches Risikomanagement, breite Diversifikation – und die Bereitschaft, alte Strategien über Bord zu werfen.
Modul 1
Anleitung: Beantworte die folgenden Aussagen spontan mit Ja, Nein oder Unsicher. Es gibt keine „richtigen“ Antworten – sie dienen deiner Selbstreflexion.
Ich denke bei Konflikten im Team zuerst an persönliche Probleme – nicht an kulturelle Unterschiede.
Ich finde es schwierig, mit Menschen zu arbeiten, die sehr indirekt kommunizieren.
Für mich ist Pünktlichkeit immer ein Zeichen von Professionalität.
Ich merke schnell, wenn ich auf kulturelle Missverständnisse stoße.
Mir fällt es leicht, mich auf verschiedene Kommunikationsstile einzustellen.
Ich weiß, wie ich mit Hierarchien in anderen Ländern umgehen muss.
Ich habe schon erlebt, dass mein Verhalten im Ausland falsch interpretiert wurde.
Ich glaube, dass gute Zusammenarbeit überall gleich funktioniert – mit gesundem Menschenverstand.
Ich reflektiere regelmäßig meine eigenen Gewohnheiten im internationalen Kontext.
Ich finde kulturelle Vielfalt eher spannend als anstrengend.
Auswertung:
Viele Ja bei 4, 5, 6, 9, 10 → Hohe interkulturelle Sensibilität
Viele Ja bei 1, 2, 3, 7, 8 → Hinweis auf kulturelle „blinde Flecken“
→ Diskussionsanstoß im Plenum oder in Kleingruppen: Was überrascht mich? Was nehme ich mit?
Modul 1
Frage: Wie selbstverständlich wird Ungleichheit in Macht und Status akzeptiert?
Bereich | Hohe Machtdistanz (z. B. Indien, Russland, Marokko) | Niedrige Machtdistanz (z. B. Deutschland, Australien, Niederlande) |
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Alltag |
Respekt gegenüber Autoritäten (z. B. Lehrer, Polizei) ist selbstverständlich. Statussymbole wie Kleidung, Titel oder Fahrzeug betonen Unterschiede. |
Man spricht Vorgesetzte und Autoritäten direkt an, Statussymbole wirken oft unangemessen. |
Familie |
Eltern entscheiden, Kinder folgen ohne Widerspruch. Großeltern haben Autorität, klare Rollenverteilung. |
Kinder dürfen mitreden, Eltern handeln demokratisch. Partnerschaftliches Familienbild. |
Beruf |
Hierarchie wird nicht infrage gestellt, Vorgesetzte erwarten Gehorsam. Entscheidungen fallen „von oben“. |
Führungskräfte binden Mitarbeitende ein, Entscheidungen werden im Team getroffen. |
Beispiele |
– In Marokko wartet das Team, bis der Chef Platz nimmt. – In Indien widerspricht niemand offen im Meeting. |
– In Australien duzt man Vorgesetzte. – In Deutschland diskutiert das Team offen mit der Führung. |
Frage: Was zählt mehr – das Ich oder das Wir?
Bereich | Kollektivistisch (z. B. China, Türkei, Indonesien) | Individualistisch (z. B. USA, Deutschland, Kanada) |
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Alltag | Gruppenzugehörigkeit, Loyalität, Harmonie wichtiger als Selbstverwirklichung. | Selbstbestimmung, eigene Meinung und Wahlfreiheit im Zentrum. |
Familie |
Familienentscheidungen gemeinsam, oft mehrere Generationen im Haushalt. Starke soziale Bindungen. |
Kinder ziehen früh aus, persönliche Ziele und Freiräume stehen im Vordergrund. |
Beruf | Teamverantwortung, Entscheidungen im Konsens, indirekte Kritik. | Einzelleistung, Verantwortung wird individuell zugewiesen, direkte Kommunikation. |
Beispiele |
– In China wird Lob an die ganze Gruppe gegeben. – In der Türkei entscheidet die Familie mit über den Beruf. |
– In den USA wird Einzelleistung betont. – In Deutschland sind Bonusmodelle individuell gestaltet. |
Frage: Welche Werte dominieren – Wettbewerb oder Fürsorge?
Bereich | Maskulin geprägt (z. B. Japan, Italien, Ungarn) | Feminin geprägt (z. B. Norwegen, Niederlande, Costa Rica) |
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Alltag | Karriere, Ehrgeiz, Statussymbole, Leistung zählt. | Gleichheit, Lebensqualität, soziale Gerechtigkeit wichtiger. |
Familie | Traditionelle Rollenverteilung (z. B. Mann = Versorger). | Gleichberechtigte Aufgabenteilung, Rollentausch selbstverständlich. |
Beruf | Wettbewerb, Zielerreichung, Durchsetzungsstärke gefragt. | Kooperation, Konsens, Teamarbeit und Work-Life-Balance im Fokus. |
Beispiele |
– In Japan arbeiten viele bis spät in die Nacht für Karriereziele. – In Ungarn werden Hierarchien und Durchsetzung betont. |
– In Norwegen achten Führungskräfte auf Ausgleich und Familienzeiten. – In Costa Rica sind emotionale Intelligenz und Teamgefühl wichtiger als Status. |
Frage: Wie wird mit Unsicherheit, Regeln und Risiko umgegangen?
Bereich | Hohe Unsicherheitsvermeidung(z. B. Frankreich, Deutschland, Belgien) | Geringe Unsicherheitsvermeidung (z. B. Dänemark, Großbritannien, Indien) |
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Alltag | Viele Regeln, hohe Bedeutung von Sicherheit und Planbarkeit. | Flexibilität, Offenheit für neue Situationen, geringer Regelbedarf. |
Familie | Feste Strukturen, geregelter Tagesablauf, klare Erwartungen. | Spontanität, weniger Kontrolle im Alltag, kinderzentrierte Freiheit. |
Beruf | Prozesse, klare Regeln, Planungsbedarf vor Projektbeginn. | Pragmatismus, schnelles Handeln auch mit wenig Information. |
Beispiele |
– In Deutschland gibt es detaillierte Vorschriften und Projektpläne. – In Belgien ist Kontrolle Teil der Unternehmenskultur. |
– In Indien wird improvisiert, Teams reagieren flexibel auf neue Situationen. – In Großbritannien ist „Let’s try it“ Teil der Arbeitskultur. |
Frage: Wird mehr an übermorgen oder an heute gedacht?
Bereich | Langfristorientiert (z. B. China, Südkorea, Vietnam) | Kurzfristorientiert (z. B. USA, Ghana, Polen) |
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Alltag | Sparen, Bildung, strategisches Denken, Ausdauer. | Gegenwartsorientierung, direkte Belohnung, Genuss im Moment. |
Familie | Kinder werden zu Disziplin, Durchhaltevermögen und Langzeitzielen erzogen. | Spontanität, kurze Zielzyklen, Erziehung zur Unabhängigkeit. |
Beruf | Langfristige Unternehmensplanung, nachhaltige Partnerschaften. | Fokus auf schnelle Erfolge, Flexibilität, kurzfristige Kampagnen. |
Beispiele |
– In China ist das Schul- und Ausbildungssystem langfristig angelegt. – In Südkorea gelten Generationenpläne für Unternehmensnachfolge. |
– In den USA ist der „Quarterly Report“ entscheidend. – In Ghana zählen sofortige Resultate. |
Frage: Wie gehen Menschen mit Bedürfnissen, Emotionen und Freizeit um?
Bereich | Nachgiebigkeit (z. B. Schweden, Brasilien, Mexiko) | Beherrschung (z. B. Pakistan, Litauen, Ägypten) |
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Alltag | Genuss, Lebensfreude, individuelle Freiheit. | Pflicht, Disziplin, Zurückhaltung in Gefühlsausdruck. |
Familie | Kinder dürfen sich entfalten, emotionale Offenheit erwünscht. | Gehorsam und Zurückhaltung werden betont. |
Beruf | Positive Atmosphäre, Anerkennung, Pausenkultur, Familienfreundlichkeit. | Strenge Trennung von Arbeit & Privatleben, wenig emotionale Kommunikation. |
Beispiele |
– In Schweden sind Pausen (z. B. „Fika“) sozialer Bestandteil der Arbeit. – In Brasilien ist Humor im Büro normal. |
– In Ägypten gelten viele Formen des privaten Austauschs im Job als unangebracht. – In Litauen herrscht große Zurückhaltung im Kollegenkreis. |
Anwendungsbeispiele aus Alltag, Familie und Beruf – mit Länderbezug
Frage: Wie selbstverständlich wird Ungleichheit in Macht und Status akzeptiert?
(z. B. Indien, Russland, Marokko)
Alltag: Respekt gegenüber Autoritäten (Lehrer, Polizei), Statussymbole wie Titel, Kleidung oder Fahrzeuge betonen Unterschiede.
Familie: Eltern treffen Entscheidungen allein, Großeltern genießen hohen Status, Kinder gehorchen.
Beruf: Entscheidungen kommen „von oben“, kaum Widerspruch, klare Hierarchien.
Beispiele: Der Chef wird im Meeting nicht unterbrochen. Mitarbeitende warten auf explizite Anweisungen.
(z. B. Deutschland, Australien, Niederlande)
Alltag: Direkte Kommunikation mit Autoritäten, geringere Bedeutung von Statussymbolen.
Familie: Kinder werden in Entscheidungen einbezogen, partnerschaftliche Familienstrukturen.
Beruf: Teamorientierte Entscheidungsfindung, Führungskräfte agieren als Moderatoren.
Beispiele: Azubis duzen die Chefin, Teammitglieder diskutieren offen mit Vorgesetzten.
Frage: Was zählt mehr – das Ich oder das Wir?
(z. B. China, Türkei, Indonesien)
Alltag: Gruppenzugehörigkeit, Loyalität, Harmonie und Vermeidung offener Kritik.
Familie: Mehrgenerationen-Haushalte, starke familiäre Einbindung, Entscheidungen im Kollektiv.
Beruf: Teamleistung ist wichtiger als Einzelerfolg, Entscheidungen werden gemeinsam getroffen.
Beispiele: Lob wird an das ganze Team gegeben. Die Familie entscheidet mit über Berufswahl.
(z. B. USA, Deutschland, Kanada)
Alltag: Selbstverwirklichung, persönliche Freiheit, individuelle Entscheidungen.
Familie: Kinder ziehen früh aus, Eltern fördern Eigenständigkeit.
Beruf: Eigenverantwortung, direkte Kommunikation, leistungsbasierte Vergütung.
Beispiele: Bonusmodelle nach Einzelleistung. Klare persönliche Zielvereinbarungen.
Frage: Welche Werte dominieren – Wettbewerb oder Fürsorge?
(z. B. Japan, Italien, Ungarn)
Alltag: Status, Karriere, Konkurrenzdenken, materielle Erfolge im Vordergrund.
Familie: Traditionelle Rollenverteilung: Mann = Versorger, Frau = Betreuung.
Beruf: Zielerreichung, Leistungsdruck, Wettbewerbskultur.
Beispiele: Wer Fehler eingesteht, wirkt schwach. Leistung wird sichtbar belohnt.
(z. B. Norwegen, Niederlande, Costa Rica)
Alltag: Gleichheit, Lebensqualität, soziale Harmonie.
Familie: Rollenteilung flexibel, Kinderbetreuung wird geteilt.
Beruf: Kooperation, Teamgeist, flache Hierarchien, Work-Life-Balance.
Beispiele: Führungskräfte fragen aktiv nach dem Befinden des Teams. Konsens statt Konkurrenz.
Frage: Wie wird mit Unsicherheit und Unklarheit umgegangen?
(z. B. Frankreich, Deutschland, Belgien)
Alltag: Viele Regeln, Struktur, hohe Sicherheitsbedürfnisse.
Familie: Klare Abläufe, feste Zeiten, Risiko wird vermieden.
Beruf: Planung, Dokumentation, Kontrolle und Qualitätssicherung sind zentral.
Beispiele: Projektpläne werden detailliert erstellt. Neue Ideen brauchen lange Genehmigungsprozesse.
(z. B. Dänemark, Großbritannien, Indien)
Alltag: Offenheit für neue Erfahrungen, flexible Reaktionen.
Familie: Spontaneität, weniger Regeln, mehr Vertrauen.
Beruf: Innovation durch Ausprobieren („trial and error“), weniger formelle Vorgaben.
Beispiele: Man startet Projekte, bevor alle Fragen geklärt sind. Planung geschieht iterativ.
Frage: Wird mehr auf Zukunft oder Gegenwart geachtet?
(z. B. China, Südkorea, Vietnam)
Alltag: Disziplin, Bildung, Geduld, strategisches Denken.
Familie: Kinder werden auf langfristige Ziele ausgerichtet (z. B. akademische Karriere).
Beruf: Nachhaltige Strategien, Partnerschaften, Investitionen mit langem Horizont.
Beispiele: Unternehmen planen über Jahrzehnte. Mitarbeiterentwicklung ist langfristig angelegt.
(z. B. USA, Ghana, Polen)
Alltag: Gegenwartsbezogen, schnelle Erfolge, Belohnung sofort sichtbar.
Familie: Entscheidungen orientieren sich am unmittelbaren Nutzen.
Beruf: Fokus auf schnelle Resultate, Quartalsziele, schnelle Kampagnen.
Beispiele: Projekte werden nach kurzfristigem ROI bewertet. Erfolg = Sofortige Wirkung.
Frage: Wie gehen Menschen mit Wünschen, Emotionen und Bedürfnissen um?
(z. B. Schweden, Brasilien, Mexiko)
Alltag: Lebensfreude, Genuss, Freizeit, Ausdruck von Emotionen erlaubt.
Familie: Kindliche Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt, positive Verstärkung.
Beruf: Wertschätzung, flexible Arbeitszeiten, soziale Aktivitäten.
Beispiele: Firmen feiern Geburtstage, Pausen werden gemeinsam gestaltet.
(z. B. Pakistan, Litauen, Ägypten)
Alltag: Kontrolle über Wünsche, Pflichtbewusstsein, Zurückhaltung.
Familie: Strenge Regeln, hohe Erwartungen, Gehorsam.
Beruf: Trennung von Arbeit und Emotion, strikte Hierarchien, Fokus auf Leistung.
Beispiele: Keine privaten Gespräche bei der Arbeit. Wenig informelle Kommunikation im Büro.
Situation: Ein deutscher Projektleiter (flache Hierarchie) gibt einem indischen Teammitglied Feedback in großer Runde.
Konflikt: Der Mitarbeiter wirkt plötzlich zurückhaltend, beteiligt sich nicht mehr aktiv.
Auflösung: In Kulturen mit hoher Machtdistanz wird öffentliches Feedback durch Vorgesetzte als Gesichtsverlust erlebt.
Situation: Ein US-amerikanischer Vertriebsmitarbeiter lobt seine persönlichen Erfolge im Teammeeting in Japan.
Konflikt: Das japanische Team reagiert verhalten – der Mitarbeiter fühlt sich missverstanden.
Auflösung: In kollektivistisch geprägten Kulturen zählt Teamharmonie mehr als Individualleistung.
Situation: In einem deutsch-niederländischen Joint Venture schlägt die deutsche Seite straffe Zielvereinbarungen mit hohem Leistungsdruck
vor.
Konflikt: Die niederländischen Partner wirken demotiviert und ablehnend.
Auflösung: In femininer geprägten Kulturen sind Konsens, Wohlbefinden und Teamorientierung wichtiger als Wettbewerbsdenken.
Situation: Ein deutsches Team startet ein IT-Projekt mit einem US-Team. Die Amerikaner beginnen flexibel „on the go“, ohne detaillierten
Plan.
Konflikt: Die deutsche Seite empfindet das Vorgehen als chaotisch und risikobehaftet.
Auflösung: Kulturen mit hoher Unsicherheitsvermeidung bevorzugen Planung, Regeln und Vorhersehbarkeit.
Situation: Ein chinesischer Investor will in Deutschland in Forschung investieren, denkt aber in Dekaden. Die deutsche Geschäftsleitung fragt
nach Break-even in drei Jahren.
Konflikt: Die langfristige Strategie erscheint unrealistisch, das Projekt droht zu scheitern.
Auflösung: Langfristig orientierte Kulturen setzen auf Beharrlichkeit, Planung über Generationen – nicht auf kurzfristige Gewinne.
Situation: Eine französische Marketingagentur schlägt für ein arabisches Kundenprojekt eine kreative, emotionsgeladene Kampagne
vor.
Konflikt: Der Kunde hält den Vorschlag für unangemessen und unprofessionell.
Auflösung: In beherrschenden Kulturen gelten Selbstkontrolle und Zurückhaltung als Zeichen von Seriosität.
Eigene Prägungen erkennen – Reflexion als Schlüssel zur Offenheit
Neugier statt Urteil – kulturelle Unterschiede als Chance begreifen
Kommunikation entschleunigen – aktiv nachfragen, doppelt klären
Feedback kultursensibel geben – direkt vs. indirekt, öffentlich vs. vertraulich
Vertrauen bewusst aufbauen – über Beziehung oder über Leistung
Teamregeln gemeinsam entwickeln – Transparenz & Akzeptanz schaffen
Konflikte früh erkennen – Kulturbrille absetzen, Verhalten deuten
Führung anpassen – situativ agieren, statt Prinzipien durchzusetzen
Entscheidungswege verstehen – Konsens, Hierarchie oder Tempo?
Geduld kultivieren – interkulturelle Kompetenz wächst mit Erfahrung