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Browser 2025: Wie Chrome, Edge & Firefox den Datenschutz aushöhlen


Browser 2025: Wie Chrome, Edge & Firefox den Datenschutz aushöhlen

Browser-Datenschutz 2025

Der digitale Blockwart - Wenn der Browser zum Spitzel wird


Abstract - Privacy Under Siege: Recent Developments in Major Web Browsers

In recent months, leading web browsers have implemented significant changes affecting user privacy. Google has reintroduced digital fingerprinting techniques, Microsoft has restricted the functionality of privacy-focused extensions, and Mozilla has expanded its involvement in the advertising sector. These actions collectively undermine user privacy protections. Concurrently, the phase-out of the Manifest V2 platform, essential for effective ad blockers, further exacerbates privacy concerns. While Apple’s Safari maintains a strong privacy stance, Windows users are compelled to seek alternative browsers that prioritize data security. This paper examines the implications of these developments and evaluates alternative browsers such as Tor, LibreWolf, and Waterfox, assessing their efficacy in safeguarding online privacy. The analysis aims to provide practical recommendations for users navigating this evolving landscape.


Die Illusion vom neutralen Werkzeug

Der Webbrowser galt lange als stiller Diener der digitalen Aufklärung, als ein Werkzeug, das sich diskret im Hintergrund hielt, während der Nutzer sich durch das Netz bewegte. Heute jedoch gleicht er zunehmend einem Beifahrer mit Notizblock, der jede Ihrer Bewegungen protokolliert und an interessierte Dritte weiterreicht. Still ist er noch immer. Aber nicht mehr unbeteiligt.

In den vergangenen Monaten haben gleich mehrere große Browserhersteller – Google, Microsoft, Mozilla – tiefgreifende Änderungen an ihren Produkten vorgenommen, die den Datenschutz ihrer Nutzer eher untergraben als stärken. Während Apple sich dieser Entwicklung (noch) verweigert, geraten Nutzer anderer Plattformen zunehmend in eine rationale Zwickmühle: Komfort oder Kontrolle.


Google: Rückkehr zur alten Schule des Trackings

Google versuchte sich lange Zeit an datenschutzfreundlicheren Werbemodellen. Stichwort: Privacy Sandbox, FLoC, Topics API. Doch die angestrebte Quadratur des Kreises – effektives Werbetracking ohne personenbezogene Daten – scheiterte, wenig überraschend, an den gegebenen technischen und ökonomischen Realitäten. Nun also die Kehrtwende: Digitale Fingerabdrücke sind zurück.

Dabei handelt es sich nicht um metaphorische Spuren, sondern um eine Kombination aus IP-Adresse, Gerätetyp, Bildschirmgröße, installierten Schriftarten, sogar Mausbewegungen, die zusammen ein nahezu eindeutiges Nutzerprofil ergeben. Ob Sie den Inkognito-Modus verwenden oder nicht, ist dabei von marginaler Bedeutung. Das Tracking funktioniert. Und das ganz offiziell.


Manifest V3: Die Architektur der Kontrolle

Parallel dazu betreibt Google eine technische Umstellung, die unscheinbar klingt, aber weitreichende Folgen hat: Manifest V3 ersetzt Manifest V2 als Grundlage für Browsererweiterungen. Wer dabei an ein Versions-Upgrade denkt, liegt leider falsch.

Die neue Schnittstelle schränkt die Möglichkeiten von Inhaltsblockern erheblich ein. Die Filterlisten können nicht mehr lokal und dynamisch ausgeführt werden, sondern müssen über zentralisierte APIs laufen, kontrolliert von Google selbst. Mit anderen Worten: Der Hersteller entscheidet, was blockiert werden darf – und was nicht.

Da auch Microsofts Edge, Opera, Vivaldi und andere auf Googles Chromium-Basis aufbauen, ist diese technische Restriktion nicht auf Chrome beschränkt, sondern betrifft den Großteil der weltweit genutzten Browser.


Opera: Ein wenig VPN, ein wenig Blocker, viele Fragen

Opera, einst bekannt für norwegische Effizienz und technische Innovation, gehört inzwischen einem chinesischen Konsortium und bleibt Chromium treu, mit allen Konsequenzen. Zwar bietet man einen integrierten Werbeblocker und ein sogenanntes VPN. Doch letzteres ist eher ein Proxy-Dienst mit unklarer Datenverarbeitung, und der Blocker folgt – wenig überraschend – den Grenzen von Manifest V3.

Opera ist damit eine elegante, funktionale Oberfläche, deren Datenschutzversprechen aber eher symbolisch als substantiell ausfallen.


Mozilla Firefox: Die letzte Festung bröckelt

Lange galt Mozilla als letzte Autorität in Sachen offener Standards und Datenschutz. Doch auch hier weht seit einiger Zeit ein anderer Wind. Seit dem Einstieg erfahrener Manager aus der Werbeindustrie scheint der Fokus stärker auf Monetarisierung als auf Unabhängigkeit zu liegen.

Das „Privacy-Preserving Attribution“-System, das in Zusammenarbeit mit Facebook getestet wird, ist ein Beispiel für die neue Ausrichtung: Werbetracking mit dem Etikett „Datenschutzfreundlich“. Hinzu kamen überarbeitete Nutzungsbedingungen, die Mozilla zunächst ein weltweites, unentgeltliches Nutzungsrecht an Nutzerinformationen einräumten – später entschärft, aber nicht vergessen.

Technisch bleibt Firefox zwar weiterhin konfigurierbar und Manifest-V2-kompatibel. Doch Vertrauen ist schwer zu gewinnen und leicht verspielt.


Safari: Ein Setzling vom Baum der Erkenntnis

Apple hingegen bleibt – zumindest bislang – seinem Kurs treu. Safari blockiert Drittanbieter-Tracking standardmäßig, lässt IP-Adressen verschleiern, bietet ein funktionierendes Anti-Tracking-System und ein stabiles Erweiterungssystem, das nicht auf Chromium basiert. Apple betont, dass Datenschutz kein Feature, sondern Teil des Produktkerns sei, nicht ganz uneigennützig, aber immerhin glaubhaft.

Der Haken: Safari steht in aktueller Version nur auf macOS und iOS zur Verfügung. Windows-Nutzer schauen buchstäblich in die Röhre oder müssen sich anderweitig umsehen.


Welche Browser bieten 2025 noch echten Schutz?

Für Nutzer, die Wert auf Datenschutz legen, bleiben einige Alternativen, jeweils mit eigenen Stärken und Schwächen.

LibreWolf
Ein Firefox-Fork mit klarer Haltung: keine Telemetrie, kein Tracking, keine versteckten Dienste. Unterstützt weiterhin Manifest V2, bringt uBlock Origin vorinstalliert mit und lässt sich flexibel anpassen. Aktuell und community-gepflegt.

Waterfox
Ebenfalls auf Firefox ESR basierend. Etwas konservativer, verzögert in der Update-Politik, aber stabil und ressourcenschonend. Ohne Tracking, ohne Bloatware, dafür mit gelegentlich längeren Wartezeiten bei Sicherheits-Patches.

Tor Browser
Für kompromisslose Anonymität: Onion-Routing, NoScript, standardisierte Fingerabdrücke. Allerdings mit Einschränkungen bei Web-Kompatibilität und Geschwindigkeit. Kein Alltagsbrowser, aber als sicherer Zweitbrowser sehr wertvoll.

Brave
Ein Sonderfall: Chromium-basiert, aber mit integriertem Werbeblocker, Fingerabdruckschutz und privatem Suchindex. Unterstützt einige Manifest-V2-Erweiterungen weiter, allerdings mit Einschränkungen. Funktionen wie Krypto-Wallet oder KI-Assistent sollten deaktiviert werden, wenn Datenschutz wirklich Priorität hat.


Was Nutzer konkret tun können

Datenschutz beginnt nicht bei Gesetzen, sondern bei eigenen Entscheidungen. Einige konkrete Maßnahmen:

  • Browser mit unabhängiger Engine wählen (z. B. Firefox, LibreWolf, Tor)
  • Tracking-Blocker wie uBlock Origin, NoScript oder Privacy Badger gezielt einsetzen
  • Browser-Einstellungen regelmäßig prüfen (Autoupdates, Telemetrie, Standortfreigaben)
  • „Global Privacy Control“ aktivieren (wenn verfügbar)
  • Tools wie Bitdefender Anti-Tracker, Emsisoft Browser Security, DuckDuckGo Privacy Essentials oder Kaspersky Protection, ergänzend einsetzen.

Fazit: Kontrolle ist möglich – aber nicht bequem

Der Browser ist heute nicht mehr bloß ein Fenster zur Welt. Er ist das Betriebssystem unseres digitalen Selbst. Wer ihn kontrolliert, hat Zugriff auf fast alle persönlichen Interessen, Bewegungen, Vorlieben, Gewohnheiten und oft auf mehr, als man selbst über sich weiß. 

Datenschutz ist daher kein Add-on. Er ist eine Haltung, die sich in Softwareentscheidungen manifestiert. Wer sie aufgibt, erhält vielleicht eine bequemere Oberfläche, aber zahlt mit seiner Souveränität.