· 

Alibaba im KI-Revolutionszyklus

Alibaba geht global

Investitionen, Expansion und Risiken


Alibaba Clud Expansion | Dr. Wrede & Partner

die Logik des KI-Zyklus


Die Apsara-Konferenz, Flaggschiffveranstaltung des chinesischen E-Commerce-Konzerns Alibaba, bekräftigte vom 24. bis 26. September 2025 in Hangzhou den Eintritt des Unternehmens in die nächste Phase des globalen KI-Revolutionszyklus. Während die erste Welle von Investitionen vor allem von US-Hyperscalern wie Microsoft, Amazon und Google getragen wurde, setzt nun auch die Alibaba Group Holding mit Nachdruck auf Künstliche Intelligenz als strategisches Zentrum der Unternehmensentwicklung. CEO Eddie Wu Yongming kündigte an, das bereits im Februar vorgestellte Investitionsprogramm von 380 Milliarden Yuan (53 Milliarden US-Dollar) für KI-Infrastruktur deutlich auszuweiten. Konkrete Summen nannte er dabei nicht, entscheidend ist das Signal: Alibaba will in der zweiten Investitionswelle nicht nur mithalten, sondern selbst Akzente setzen.


Globale Rechenzentren als Skalierungsbasis


Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die internationale Expansion. Erstmals in seiner Geschichte baut Alibaba Cloud großflächig Rechenzentren außerhalb Chinas: in Brasilien, Frankreich und den Niederlanden, mit weiteren Standorten in Malaysia, Mexiko, Japan, Südkorea und Dubai. Wu betonte, dass das Wachstum des Auslandsgeschäfts das inländische Tempo inzwischen weit übertreffe. Bis 2030 soll die internationale Infrastruktur das Fünffache des Standes von 2022 erreichen. Damit folgt Alibaba dem typischen Muster der KI-Revolution: erst Aufbau massiver Rechenkapazitäten, dann weltweite Monetarisierung.


Nvidia-Partnerschaft und eigene KI-Chips


Parallel vertieft Alibaba die Kooperation mit Nvidia. Entwickler erhalten Zugang zu Toolkits für „embodied AI“ – Anwendungen, die in physischer Interaktion stehen, etwa Robotik oder autonome Fahrzeuge. Ergänzt wird dies durch die Qwen-Modellfamilie, zuletzt Qwen3-Max mit über einer Billion Parametern. Damit bewegt sich Alibaba technologisch in einem Segment, das mit westlichen Modellen konkurriert. Zugleich arbeitet der Konzern an eigenen KI-Chips, um geopolitische Blockaden beim Zugang zu westlicher Hardware abzufedern. Dies verweist auf die zweite Dimension des KI-Zyklus: den Wettbewerb nicht nur um Märkte, sondern auch um technologische Souveränität.


Kapitalmärkte und geopolitische Dimension


Legende: 

  • Nvidia: Dominanz in der ersten Welle (Infrastruktur), später abnehmender Einfluss.

  • Microsoft, AWS, Google: Führend in Modellen, Cloud-Anwendungen und Marktbereinigung.

  • Alibaba: Starker Eintritt in die zweite Welle, Ziel einer globalen Cloud-Skalierung.

  • Huawei/Tencent/Baidu: Nationale Stärke, international begrenztere Wirkung.


Das Signal wurde an den Börsen verstanden: Cathie Wood, Gründerin von Ark Investment Management, stieg nach vier Jahren erstmals wieder bei Alibaba ein und investierte 16,3 Millionen US-Dollar. Die Aktie in Hongkong sprang daraufhin um 9,2 Prozent – der höchste Stand seit 2021. Für Investoren zeigt sich damit, dass Alibaba ein zentrales Spielfeld im KI-Zyklus bleibt, auch wenn geopolitische Risiken und chinesische Regulierungen erhebliche Unsicherheiten darstellen.


Szenarien bis 2030 im Zyklus der Marktbereinigung


Legende:  

  • Cloud: Wachstumsträger, internationaler Ausbau als Schlüsselfaktor der zweiten und dritten Welle.

  • KI-Modelle: Mit Qwen3 positioniert Alibaba sich im Wettbewerb mit westlichen Multimodellen.

  • Chips: Schwächefeld, strategisch aber entscheidend für technologische Autonomie.

  • E-Commerce: Stabile Basis, verliert jedoch an relativer Bedeutung im KI-getriebenen Geschäftsmodell.


  • Optimistisch: Alibaba nutzt die zweite Welle des KI-Zyklus voll aus, die internationale Expansion gelingt, der Cloud-Umsatzanteil steigt auf 30 %, Kursziel 200–240 USD je ADR.

  • Realistisch: Wachstum von 8–10 %, Cloud bei 25 %, geopolitische Belastungen bleiben, Kursziel 140–180 USD.

  • Pessimistisch: Blockaden beim Chipzugang, Margendruck durch CapEx, Kursziel 70–90 USD.

Die Szenarien verdeutlichen: Alibabas Zukunft hängt davon ab, wie es dem Unternehmen gelingt, die Kapitalintensität der KI-Revolution in nachhaltige Marktanteile zu überführen.


Fazit


1. Infrastrukturaufbau

  • Alibaba Cloud
    → Fundament der KI-Strategie. Der Ausbau globaler Rechenzentren (Brasilien, Frankreich, Niederlande, Malaysia etc.) markiert die Phase des massiven Infrastrukturaufbaus, vergleichbar mit AWS oder Azure in den USA.


2. Modelle & Plattformen

  • Qwen-KI-Modelle
    → Entwicklung eigener Large Language Models (Qwen3-Max mit >1 Billion Parametern) zeigt den Schritt von Infrastruktur zu Anwendungsplattformen.

  • Eigenentwickelte Chips
    → Reduziert Abhängigkeit von Nvidia und US-Exportbeschränkungen. Eigene KI-Hardware ist entscheidend, um Modelltraining und Plattformen langfristig zu kontrollieren.


3. Marktbereinigung

  • E-Commerce (Taobao, Tmall)
    → Reifer Markt, in dem KI zunehmend für die Personalisierung, Preissteuerung und Automatisierung genutzt wird. Der Wettbewerb (JD.com, Pinduoduo, Douyin) zwingt zur Konsolidierung.

  • Ant Group / FinTech
    → Durch Regulierung stark gebremst, aber zugleich Schlüsselfeld für KI-gestützte Finanzdienste. Die Marktbereinigung schreitet voran, nur große Plattformen überleben.

  • Logistik (Cainiao)
    → Globale Logistiknetzwerke werden mithilfe von KI optimiert. Der Bereich steht vor der Konsolidierung, da nur wenige Anbieter die notwendige Infrastruktur in großem Maßstab stemmen können.


4. Reifephase 

  • Noch kein Geschäftsfeld von Alibaba in dieser Phase.
    → Hier wären erst stabile, regulierte und voll integrierte KI-Services denkbar, die in Kernmärkten wie E-Commerce und FinTech standardisiert laufen.


Der KI-Revolutionszyklus verläuft in Wellen: Aufbau von Infrastruktur, Entwicklung von Modellen, Marktbereinigung durch Skalenvorteile. Alibaba hat sich klar positioniert, um in der zweiten Welle eine Führungsrolle einzunehmen. Ob dies gelingt, hängt weniger von der Technologie selbst als von geopolitischer Resilienz und der Fähigkeit ab, Investitionskosten in stabile Erträge zu verwandeln. Für Investoren bleibt Alibaba damit eine riskante, aber strategisch hochinteressante Wette auf die globale KI-Ökonomie.