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Satirische Feldpost

Bergbauern beim Bundesheer

Ein Rekrutenbrief an die Gen Z

© VON GASTAUTOR



Liebe Mutter! Lieber Vater!

Mir geht’s gut hier! Ich hoffe, euch beiden, der Annemarie, dem Andreas, dem Karl, dem Willi, der Karin, dem Peter und dem Hans auch.

Sagt dem Karl und dem Willi unbedingt, dass es beim Bundesheer echt super ist. Sie sollen sich rasch verpflichten, bevor hier alle Plätze voll sind!

Zuerst war ich unruhig, weil man fast bis 6 Uhr im Bett bleiben muss. Jetzt gefällt mir das lange Ausschlafen aber schon. Sagt Karl und Willi, dass man nur das Bett richten und ein paar Kleinigkeiten vor dem Frühstück erledigen muss. Keine Stallarbeit, keine Tiere füttern, kein Holz hacken, kein Einheizen – praktisch gar nichts.

Man wäscht sich, die Männer rasieren sich, aber alles halb so wild, weil es warmes Wasser gibt. Das Frühstück ist halt ein bisserl komisch: lauter Säfte, Weckerl, Marmelade, Eier – aber keine Erdäpfel, kein Fleisch und nichts von dem, was wir daheim gewohnt sind. Aber ihr könnt dem Karl und dem Willi sagen, dass man das Frühstück von den Städtern, die nur Kaffee trinken, einfach mitessen kann. Dann hält man auch bis Mittag locker durch. Da gibt’s ja wieder was zu essen.

Es wundert mich nicht, dass die Burschen aus der Stadt nicht weit marschieren können. Wir gehen viel Überland, und der Vizeleutnant sagt, das sei gut für die Abhärtung. Na ja, wenn er das glaubt … als Rekrut kann ich ja nichts dagegen sagen. Aber so ein „Überlandmarsch“ geht höchstens so weit wie bei uns daheim bis zum Postamt. Und wenn wir am Ziel sind, haben die Städter wunde Füße und fahren mit dem Lkw zurück.

Das wird Karl und Willi zum Lachen bringen:
Ich kriege Auszeichnungen fürs Schießen – und weiß gar nicht warum! Das Schwarze in der Mitte ist viel größer als ein Rattenkopf und bewegt sich nicht einmal. Und zurückschießen tut es auch nicht, so wie die Huberbauer-Brüder mit dem Luftdruckgewehr. Alles, was man machen muss, ist sich gemütlich hinlegen, in Ruhe zielen und treffen. Die Patronen liegen schon fertig in Kisten!

Dann gibt’s noch die Nahkampfausbildung. Da kann man mit den Städtern raufen und ringen. Aber man muss aufpassen, die sind so schnell hin. Es ist viel leichter, als unseren Stier zu bändigen, wenn er sich wieder einmal losgerissen hat. Ich bin beim Nahkampf die Beste – außer gegen den Voller Sepp. Der hat am gleichen Tag angefangen wie ich. Gegen den habe ich nur ein einziges Mal gewonnen. Ich glaube, das liegt daran, dass ich nur 1,70 m groß bin und 70 kg wiege, während der Sepp bei 2 m gleich 120 kg hat.

Vergesst bitte nicht, dem Karl und dem Willi zu sagen, dass sie sich rasch beim Bundesheer melden. Sonst kommen die anderen drauf, wie locker das hier ist, und dann kriegen sie keinen Platz mehr. 

Alles Liebe an euch!
Viele Grüße
Eure Tochter Elisabeth