Die Cloud gehört nicht uns
Betrachtungen zur digitalen Vernunft – Beitrag 3

Digitale Souveränität beginnt bei der Infrastruktur
Man spricht von Digitalisierung oft, als sei sie ein luftiger Prozess: leicht, global, grenzenlos. Begriffe wie „Cloud“, „Plattform“, „Software-as-a-Service“ klingen immateriell – und doch bauen sie auf harter Infrastruktur: Rechenzentren, Netzwerke, Hardware, Eigentumsverhältnisse. Wer über digitale Souveränität sprechen will, muss hier anfangen – nicht bei Apps oder Algorithmen.
Denn Daten reisen nicht in Wolken. Sie liegen auf Servern, betrieben von privaten Konzernen, gehostet in politischen Territorien, unterliegen fremdem Recht. Wer Cloud-Dienste nutzt, lagert nicht nur Rechenleistung aus, sondern Kontrolle. Und oft: Verantwortung.
Die Illusion der Verfügbarkeit ist bequem. Sie erlaubt Geschwindigkeit, Skalierung, Effizienz. Aber sie verdrängt die Frage: Wem gehört der digitale Grund? Und was bedeutet das für Staat, Verwaltung, Wirtschaft?
Digitale Abhängigkeiten sind infrastrukturell – nicht funktional. Es geht nicht darum, ob Dienste laufen, sondern unter welchen Bedingungen sie beeinflusst, abgeschaltet oder ausgeforscht werden können. Sicherheit in digitalen Systemen ist nie nur technische Robustheit – sie ist politische Rückbindung.
Der Begriff „Souveränität“ meint nicht Unabhängigkeit im Technischen, sondern Verfügung im Kritischen. Wer seine Datenarchitektur nicht kennt, verliert nicht nur Kontrolle – sondern Urteilsspielraum.
Europa hat lange versucht, sich in der digitalen Welt über Regulierung zu behaupten – ohne eigene Infrastruktur. Das ist, als würde man Verkehrsregeln auf fremden Straßen erlassen.
Bilanz:
Die Cloud gehört nicht uns.
Digitale Souveränität beginnt nicht mit Apps, sondern mit Eigentum an Infrastruktur.
Nur wer trägt, darf steuern.