· 

Die Bürokratie lädt hoch

Die Bürokratie lädt hoch

Betrachtungen zur digitalen Vernunft – Beitrag  5



Warum E-Government mehr ist als PDFs mit Ladehemmung


Die Digitalisierung der Verwaltung wird oft als rein technisches Projekt betrachtet: Die Formulare sind online, die Prozesse automatisiert, die Akten eingescannt. Doch echte Verwaltungsmodernisierung ist keine Upload-Frage – sie ist ein Organisationsproblem. Wer die alte Ordnung einfach digitalisiert, konserviert sie – und verlängert ihre Mängel in die Zukunft.

Viele sogenannte „digitale Prozesse“ bestehen aus analogen Verfahren in neuem Gewand. Die Pflicht zum Ausdruck wird zur Pflicht zum Upload, das Formular bleibt unlesbar, nur jetzt im PDF. Das spart keinen Aufwand – es verschiebt ihn. Bürgerinnen und Bürger füllen aus, was das System nicht integriert bekommt.

Die Verwaltungslogik bleibt dabei oft unberührt: zuständigkeitszentriert, verfahrensorientiert und ragmentiert. Digitalisierung wird zur Oberfläche – ohne Reform des darunterliegenden Apparats. Man lädt hoch, was man nicht neu denkt.

E-Government ist aber keine technische Dienstleistung, sondern Ausdruck staatlicher Handlungsfähigkeit. Es geht nicht nur um Komfort, sondern um Vertrauen, Transparenz und Effizienz. Und darum, ob öffentliche Ordnung im digitalen Raum handlungsfähig bleibt – oder an sich selbst scheitert.

Was fehlt, ist nicht Technik, sondern Mut zur Neustrukturierung: Aufgaben statt Ämter denken. Prozesse vom Ziel her organisieren, nicht vom Formular her. Das digitale Amt beginnt nicht mit IT – sondern mit einer anderen Haltung zur Verwaltung.


Bilanz:
Die Bürokratie lädt hoch – aber nicht um.
Wer Digitalisierung ernst meint, denkt nicht in Dateiformaten, sondern in Prozessen.
E-Government ist kein PDF mit Ladehemmung – sondern Strukturreform.