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Was sich nicht rechnen lässt, wird sich nicht halten

Was sich nicht rechnen lässt, wird sich nicht halten

Über die Vergänglichkeit illusionsbasierter Politik

Betrachtungen zur Lage · Ausgabe 11


Man kann vieles versprechen – Versorgung, Teilhabe, Sicherheit, Wandel, Gerechtigkeit. Und es wird auch vieles versprochen. Programme werden aufgelegt, Ziele formuliert, Strategien präsentiert. Die öffentliche Rede kennt kaum Grenzen. Allein: Der Haushalt schon.

Denn am Ende stellt sich die eine Frage, die über jedes politische Projekt entscheidet – nicht sofort, aber unausweichlich: Lässt es sich rechnen? Das heißt nicht nur: Ist es finanzierbar? Sondern auch: Trägt es sich selbst? Entsteht daraus ein Wert? Ein Nutzen? Ein Wirkzusammenhang, der mehr erzeugt als er verbraucht?

In einer ökonomischen Ordnung ist Rechenhaftigkeit keine Kälte, sondern ein Schutz gegen Selbsttäuschung. Sie unterscheidet die Idee vom Projekt, das Versprechen vom Ergebnis, die Wohltat von der Wirklichkeit. Was sich nicht rechnen lässt, kann gut gemeint sein, mit Pathos vorgetragen, moralisch flankiert – und trotzdem: nicht tragfähig.

Die Politik aber hat sich vielerorts von dieser Rechenschaftspflicht entkoppelt. Es wird geplant, verteilt, kompensiert – ohne Rückbindung an ökonomische Tragfähigkeit. Förderströme fließen, bevor Wirkung gemessen wird. Gesetze entstehen, ohne dass ihre Folgekosten bilanziert sind. Man nennt es „Gestaltung“. Der Kaufmann nennt es: Buchung ohne Deckung.

Gerade in hochentwickelten Volkswirtschaften führt diese Entkopplung zu einer eigentümlichen Schwäche. Sie zeigt sich nicht im Mangel, sondern im Überbau: zu viele Strukturen, zu viel Absicherung, zu viel Regulierung, zu wenig Vertrauen in das Eigene. Alles ist organisiert – nur nicht produktiv. Was sich nicht rechnen lässt, wird durch Subvention verlängert – bis das Geld oder die Geduld der Beitragszahler zur Neige geht.

Das betrifft nicht nur öffentliche Haushalte, sondern auch Unternehmen, die politisch gefördert, aber ökonomisch nicht überlebensfähig sind. Die sogenannte „Transformation“ – in Energie, Mobilität, Infrastruktur – wird zu oft mit Zuschüssen statt mit Nachfrage vorangetrieben. Doch ein Geschäftsmodell, das auf dauerhafte Hilfe angewiesen ist, ist kein Modell, sondern eine Fiktion. Und Fiktionen haben keine Bilanz.

Was sich nicht rechnen lässt, wird sich nicht halten. Vielleicht nicht morgen. Aber sicher nicht dauerhaft. Und je später man sich das eingesteht, desto härter wird der Schnitt.


 

Bilanzsatz:
Wirklichkeit hat einen Preis.
Wer ihn nicht kalkuliert, zahlt ihn doppelt.
Denn Ökonomie vergisst nichts – sie rechnet später.