Der Staat als Unternehmer
Betrachtungen zur Lage · Ausgabe 1

Warum Unternehmertum mehr ist als eine Fußnote der Industriepolitik
Man hört es in politischen Debatten, in Leitartikeln und aus einigen Ministerien: Nicht der Unternehmer sei Triebfeder des Fortschritts, sondern der Staat. Das iPhone? Vom Staat erfunden. Das Internet? Ein Geschenk der Regierung. Der Touchscreen? Eine staatliche Meisterleistung. Man hat den Eindruck, der unternehmerische Erfolg sei eine Art Versehen – und die wahre Innovationskraft ruhe in Ausschüssen, Förderrichtlinien und Strategiepapieren.
Das ist nicht neu. Es gehört zum Werkzeugkasten jener, die sich lieber mit der Verteilung als mit der Entstehung von Wohlstand befassen. Wer den Staat zum Unternehmer erhebt, verkennt allerdings zwei Dinge: erstens die Natur des Unternehmers und zweitens die Natur des Staates.
Der Unternehmer, wir reden hier nicht von der powerpointschiebenden Projektleitung im Konzern, sondern vom echten Träger des Risikos, ist kein Erfinder im weißen Kittel, kein Planer in normierten Räumen. Er ist ein Möglichkeitsseher. Kein Theoretiker. Kein Beamter. Er erkennt Potenzial, wo andere nur Einzelteile sehen. Und er haftet – mit Kapital, Ruf und in manchen Fällen mit dem eigenen Haus.
Das unterscheidet ihn vom Staat, dessen Innovationsversuche regelmäßig in glorifizierten Großruinen enden – Flughäfen, Wasserstoffzentren oder Start-up-Fonds mit Verlustrendite. Wer scheitert, zahlt. Der Unternehmer zahlt selbst. Der Staat lässt zahlen.
Das ist kein Vorwurf – es ist eine Feststellung. Der Staat hat seine Rolle, er soll sie würdig und stabil ausführen. Er ist der Notar, nicht der Pionier. Die Rahmensetzung für Eigentum, Vertragssicherheit, Wettbewerbsordnung: Das ist sein Feld. Nur verliert er zunehmend das Maß – und hält sich plötzlich für den eigentlichen Schöpfer der Dinge. Ein Irrtum mit Nebenwirkungen.
Denn wo der Staat sich als Innovator missversteht, verdrängt er die, die wirklich innovieren. Subventionen setzen Fehlanreize. Industriepolitik schafft Abhängigkeiten. Der Markt, dieses unerbittliche Prüfgerät, wird durch strategische Planung ersetzt – mit der Erfolgsquote einer mittleren Fischauktion bei Sturmwarnung.
Natürlich gibt es Einzelfälle, in denen der Staat hilfreich war. So wie ein gescheitertes Unternehmen auch mal Glück hat. Doch aus Ausnahmen Regeln zu formen, ist intellektuell bequem, aber wirtschaftlich gefährlich. Es ist, mit Verlaub, kein Geschäftsmodell.
Die romantische Vorstellung, Politiker wüssten besser als Unternehmer, welche Technologien Zukunft haben, ist ein Irrtum der salontauglichen Sorte. Sie ignoriert die reale Funktionsweise von Politik: Legislaturperioden, Parteitaktik, Interessengruppen. Kein Unternehmer könnte sich solche Rahmenbedingungen leisten und keine Bilanz würde sie tragen.
Der Staat setzt den Rahmen – nicht das Produkt.
Bilanzsatz:
Der Unternehmer investiert eigenes Geld in fremde Bedürfnisse.
Der Staat investiert fremdes Geld in eigene Überzeugungen.
Verwechseln sollte man das nicht.