Die Revolution frisst ihre Kinder
Plattform-logik, Sichtbarkeit und strategisches AISEO

„Die Revolution ist wie Saturn: Sie frisst ihre eigenen Kinder.“
Das Zitat von Vergniaud (1793), später ikonisch durch Goya (1819).
Digitale Adaption: © Dr. Wrede & Partner, 2025.
Macht und Sichtbarkeit im KI-Zeitalter
I. Neue Spielregeln für digitale Sichtbarkeit
Googles neue KI-Überblicke (AI Overviews) verändern das Spiel. Wer heute eine Frage stellt, erhält die Antwort direkt auf der Ergebnisseite – ohne Klick, ohne Quelle, ohne Kontext. Was als Fortschritt verkauft wird, ist in Wahrheit ein massiver Eingriff in das digitale Ökosystem und die Struktur unserer digitalen Öffentlichkeit.
II. Der Verlust digitaler Sichtbarkeit
Die Inhalte stammen weiterhin von Menschen – aber sie erscheinen unter dem Namen der Maschine. Die Plattform antwortet, der Autor verschwindet. Sichtbarkeit wird algorithmisch entzogen, der Inhalt vom Erzeuger getrennt. Die Kontrolle über die eigene digitale Repräsentation – die Datenhoheit – geht verloren.
Die KI antwortet – und verschluckt dabei die Quelle.
Die Click-Through-Rate klassischer Links sinkt massiv – bis zu zwei Drittel weniger auf dem Desktop (Indig & Van Buskirk, 2025). Für Unternehmen heißt das: Wer nicht in die Oberfläche der Antwortmaschine eingebunden ist, verliert Relevanz – trotz Qualität. Die Suchmaschinenökologie verändert sich tiefgreifend.
III. Die Logik der algorithmischen Kontrolle
Qualität war nie genug – aber sie war sichtbar.
Auch vor der KI war Sichtbarkeit das Ergebnis vieler Faktoren: technischer Struktur, thematischer Relevanz, Verlinkung und Nutzerverhalten. Doch gute Inhalte konnten gefunden werden – mitsamt
ihrer Quelle.
Diese Logik verändert sich grundlegend.
In der KI-basierten Suche zählt nicht nur, was gut ist – sondern, was maschinell verwertbar, eindeutig referenzierbar und systematisch vernetzt ist.
Sichtbarkeit wird nicht mehr erarbeitet – sie wird vergeben.
Wer nicht zitiert wird, existiert nicht.
IV. Von der Allmende zur Plattformlogik
Was wir beobachten, lässt sich als schrittweise Feudalisierung des digitalen Raumes verstehen.
Plattformen wie Google, OpenAI oder Meta agieren zunehmend als Gatekeeper – als digitale Grundherren einer fragmentierten Öffentlichkeit.
Sichtbarkeit entsteht nicht mehr im offenen Netz, sondern wird selektiv vergeben – als Lehen im Rahmen der jeweiligen Plattformlogik. Inhalteanbieter bewegen sich auf fremdem Boden, die Erträge – Reichweite, Aufmerksamkeit, Vertrauen – verbleiben bei der Infrastruktur.
Was einst als digitale Allmende galt, verengt sich zu kuratierten Interfaces. Der öffentliche Raum wird nicht abgeschafft, sondern neu organisiert: zugänglich, aber kontrolliert. Die Plattform entscheidet, was sichtbar bleibt – und was nicht.
V. Handlungsspielräume in der Plattformökonomie
Sichtbarkeit schlägt Qualität
Selbst hochwertige Inhalte entfalten keine Wirkung, wenn sie nicht Teil der KI-generierten Antworten sind. Was nicht erscheint, wird nicht wahrgenommen – und existiert faktisch nicht.
Quellen müssen sichtbar bleiben
Unternehmen sollten gezielt auf Plattformtransparenz hinwirken, Inhalte technisch kennzeichnen (z. B. mit strukturierten Daten) und Formate wählen, die von KI-Systemen erkannt und zitiert werden
können.
Content-Strategien neu denken
Nur klar strukturierte, maschinenlesbare, zitierfähige und plattformübergreifend sichtbare Inhalte sichern nachhaltige Relevanz im KI-geprägten Netz.
VI. Fazit: Sichtbarkeit ist Wirkung
Was wir derzeit erleben, ist keine natürliche Entwicklung, sondern eine gezielte Neustrukturierung digitaler Wirksamkeit. Sichtbarkeit wird umverteilt – zugunsten der Plattformen, zulasten der Inhalteanbieter. Die Antwortmaschine ersetzt nicht nur das Original, sie vereinnahmt es.
Nicht mehr der Nutzer sucht die Quelle – die Quelle selbst wird algorithmisch zur Antwort umgewandelt. Dabei verliert sie ihre Identität, ihren Absender, ihren Anspruch.
Wer diese Mechanismen versteht, kann darauf reagieren – mit technischer Klarheit, strategischer Reichweite und publizistischer Konsequenz. Wer sie ignoriert, wird digital ausgeblendet: erst in der Wahrnehmung, dann in der Wirkung.
VII. Von der Analyse zur Umsetzung
Wir begleiten Unternehmen beim Aufbau ihrer digitalen Präsenz.
Unser Ansatz: AISEO – Artificial Intelligence Search Engine Optimization.
Es geht um strukturelle Auffindbarkeit und Relevanz in einem KI-gesteuerten Netz.
👉 Mehr zu unserem AISEO-Ansatz: