Bitkom - #greencard22
Inzwischen dauert es in Deutschland sieben Monate bis ein ausgeschriebenes Stellenangebot im Bereich IT besetzt werden kann.
Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die der Branchenverband Bitkom durchgeführt hat. Dazu waren kleine, mittlere und große Unternehmen quer durch alle Branchen befragt worden. Nur 8% der Unternehmen würden noch ausreichend Personal rekrutieren können - und das obwohl alle(!) befragten Unternehmen schon sehr kreativ nach Lösungen suchen. Die Ursache: Es fehlen auf dem Markt derzeit rund 137.000 IT-Fachkräfte. 2021 waren es noch 96.000.
Man müsse, so Verbandspräsident Achim Berg, kein Hellseher sein, dass sich die Lage in den kommenden Jahren noch weiter verschlechtern wird. Hintergrund sei der demografische Wandel. Zum einen hätten 2020 nur knapp 29.000 Studierende, darunter etwa 6.000 Frauen, ihr Informatik-Studium abgeschlossen. Zum anderen gingen in den kommenden Jahren viele IT-Fachkräfte der geburtenstarken Jahrgänge 1958–1968 in den Ruhestand. Nur etwa jede zweite dadurch entstehende Vakanz könne durch den eigenen IT-Nachwuchs besetzt werden.
Darüber hinaus beträfe die Fachkräftelücke nicht nur die gesamte Wirtschaft, sondern ebenso Verwaltung, Behörden und Wissenschaft. Der Fachkräftemangel würde sich damit zum Haupthindernis bei der digitalen Transformation entwickeln, zumal Deutschland diese Lücke baW. nicht über den eigenen Nachwuchs wird schließen können.
Der Lösungsansatz bestünde darin, die bürokratischen Hürden für die Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland zu senken. So hatten laut einer nicht repräsentativen Bitkom-Erhebung im März 2022 rund jedes fünfte Digitalunternehmen (18 Prozent) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ukraine beschäftigt oder dort mit Freelancern zusammengearbeitet. Ferner gaben 8 Prozent der Unternehmen an, IT-Fachkräfte in Russland zu beschäftigen, 7 Prozent sagten das für Belarus.
Dementsprechend schlägt die aktuelle Bitcom-Studie vor, unter dem Namen #greencard22 ein Sofortprogramm aufzulegen, mit dem IT-Fachkräfte aus Russland und Belarus innerhalb einer Woche eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, sofern ihnen ein Jobangebot vorliegt und sie eine behördliche Sicherheitsüberprüfung durchlaufen haben. Dazu wären sowohl das Visa-Verfahren zur Arbeitsplatzsuche als auch das Berufsanerkennungsverfahren zu beschleunigen sowie die Antragsverfahren komplett zu digitalisieren. Zudem wären für die beteiligten Behörden verbindliche Bearbeitungsfristen zu setzen. Deutschkenntnisse seien in der IT-Branche nicht zwingend notwendig.